shouldered streetlight
Jan Philip Scheibe
Ein Mann im grauen Anzug trägt eine Straßenlaterne auf der Schulter und hält in der Hand eine Solarbatterie, geladen vom Tageslicht. Im Moment des Sonnenuntergangs verbindet er Laterne und Energiequelle – die Lampe beginnt zu leuchten, und der Mann setzt sich in Bewegung. Sobald die Last zu schwer wird, hält er inne, richtet die Laterne auf und verweilt einen Augenblick.
Während der Abende der „Lichtstadt Feldkirch” 2025 durchstreift der Mann mit der Laterne das Festivalgelände und die umliegenden Straßen, Plätze, Brücken und Grünräume. Lautlos bewegt er sich durch sichtbare und verborgene Räume, taucht in das Halbdunkel ein und bringt Licht in die Nacht. Ohne Worte entsteht ein stiller Dialog zwischen ihm, der Stadt, den Lichtinstallationen und der umgebenden Dunkelheit.
Das Licht seiner Laterne enthüllt Bekanntes in neuem Glanz, beleuchtet Übersehenes und wirft zugleich Schatten auf andere Bereiche. Seine nächtliche Wanderung wird zur poetischen Erkundung einer sich ständig wandelnden Stadtlandschaft. Besucher:innen, die ihm folgen, erleben vertraute Orte mit neuer Aufmerksamkeit; zufällige Begegnungen mit dem stillen Wanderer schaffen Momente des Staunens und der Verzauberung.
Die Performance ist Teil des fortlaufenden Projekts „Shouldered Streetlight“ von Jan Philip Scheibe, das seit 2009 an verschiedenen Orten Europas – von Island bis Spanien, von Skandinavien bis zur Nordseeküste – realisiert wird. Wo immer der Mann mit der Laterne auftaucht, entstehen temporäre künstlerische Räume: flüchtige, stille Bilder, die das Zusammenspiel von Mensch, Licht und Landschaft reflektieren.
www.jan-philip-scheibe.de